Ernst Fehr (links) steht einmal mehr vor Reiner Eichenberger (Mitte) an der Spitze. Bruno S. Frey (rechts) schafft es zum ersten Mal seit 2015 wieder auf das Podest des «Ökonomen-Einfluss-Rankings». (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)

Ernst Fehr (links) steht einmal mehr vor Reiner Eichenberger (Mitte) an der Spitze. Bruno S. Frey (rechts) schafft es zum ersten Mal seit 2015 wieder auf das Podest des «Ökonomen-Einfluss-Rankings». (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)

Diese 15 Ökonomen prägen die Debatte in der Schweiz

Nicht nur in der Akademie, sondern auch in der Öffentlichkeit: Das NZZ-Ranking zeigt, welche Ökonomen in der Schweiz wahrgenommen werden.

Jürg Müller / Philip Küng (Grafik)
Drucken

In den Top 15 der einflussreichsten Ökonomen hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr viel getan. Nur der Spitzenplatz ist auch 2018 keine Überraschung. Zum fünften Mal in Folge steht dort nämlich Ernst Fehr.

Hintergründe zum Ranking

Alle Ranglisten für die Schweiz
Die Top 10 in Deutschland und Österreich
Wie das Ranking erstellt wurde

«Ökonomen-Einfluss-Ranking» 2017
«Ökonomen-Einfluss-Ranking» 2016
«Ökonomen-Einfluss-Ranking» 2015
«Ökonomen-Einfluss-Ranking» 2014

Fehr gilt als Mitbegründer eines relativ neuen Forschungszweigs, der Verhaltensökonomie. Damit wird der Professor der Universität Zürich in aktuellen akademischen Publikationen häufig zitiert. Aber auch in den Medien kommt Fehr immer wieder zu Wort, und Politiker nennen ihn oft als relevanten Ökonomen für ihre tägliche Arbeit. Sein Spitzenplatz in der Rangliste der einflussreichsten Ökonomen in der Schweiz ist damit einmal mehr gerechtfertigt.

Alexandre Ziegler schafft den Sprung in die Top-15

Das «Ökonomen-Einfluss-Ranking» ist ein Kooperationsprojekt der NZZ, der deutschen «FAZ» und der österreichischen «Presse». In der Rangliste werden neben der wissenschaftlichen Bedeutung explizit auch die Wahrnehmung in der Politik sowie die Präsenz in den Medien berücksichtigt. Im Gegensatz zu reinen Forschungs-Rankings wird also auch die Strahlkraft eines Ökonomen in den öffentlichen Debatten gemessen.

Gerade hier kann Reiner Eichenberger auftrumpfen, der zum dritten Mal in Folge den zweiten Platz belegt. Der an der Université de Fribourg lehrende Professor holt sich sowohl in der Politik- als auch in der Medien-Kategorie das Punktemaximum. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Mit kontroversen Vorschlägen nicht nur in diesen beiden Themenbereichen schafft es Eichenberger wie kein Zweiter, sich in der öffentlichen und politischen Arena Gehör zu verschaffen.

Bütler holt auf

Während Eichenberger eine Art Schweizer Taschenmesser unter den Ökonomen darstellt, hat der Dritte auf dem diesjährigen Podest einen etwas stärkeren Fokus. Bruno S. Frey gilt als ein Pionier der ökonomischen Glücksforschung. Wie Fehr profitiert er in der akademischen Debatte davon, dass seine Grundlagenforschung noch immer stark beachtet wird. Auch in den Medien wird Frey gerne als Experte zu Rate gezogen. Im vergangenen Jahr hat Frey zudem mit David Iselin von der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich ein Buch zu überholten ökonomischen Ideen herausgegeben. Das dürfte ihm zusätzlichen Auftrieb im Ranking verschafft haben – im letzten Jahr verpasste Frey nämlich das Podest nur knapp.

Auf dem vierten Platz folgt Monika Bütler. Die Professorin der Universität St. Gallen forscht wie Eichenberger im Bereich der Wirtschaftspolitik mit einem Schwerpunkt auf den Sozialversicherungen. Bütler verbesserte sich im Vergleich mit dem Vorjahres-Ranking um drei Ränge, was in erster Linie auf eine erhöhte Medienpräsenz zurückzuführen ist. Die Wirtschaftswissenschafterin kommt nicht nur häufig in Zeitungen zu Wort, sondern sie ist auch Mitherausgeberin von «Batz», einem unter Ökonomen vielbeachteten Blog zu wirtschaftspolitischen Fragen.

Sturm fällt weiter zurück

Als Neuer im Ranking auf Anhieb in die Top 15 geschafft hat es dieses Jahr Alexandre Ziegler von der Universität Zürich. Er ist Direktor des Center for Portfolio Management am Institut für Banking und Finance. In seiner Forschung beschäftigt er sich aber nicht nur mit dem Finanzwesen, sondern auch mit Arbeitsmarktthemen. Zieglers Einstieg ins Ranking hat den letztjährigen Newcomer David Dorn den Platz in den Top 15 gekostet – Dorn rangiert 2018 nur mehr auf dem 16. Platz.

Seinen Abstieg im Ranking fortgesetzt hat derweil Jan-Egbert Sturm. Der Leiter der KOF stand noch vor vier Jahren als Zweitplatzierter auf dem Podest. Seitdem fällt er Jahr für Jahr zurück. 2018 reichte es für Sturm nur mehr für den Rang 15. Grund dafür sind eine schwindende Medienpräsenz und eine geringere Wahrnehmung in der Politik – im Forschungs-Ranking konnte sich Sturm hingegen leicht steigern.

Legt man die Resultate der einzelnen Ökonomen auf die jeweiligen Institutionen um, steht die Universität Zürich einsam an der Spitze. Das deckt sich mit dem Ruf, den die Zürcher auch in akademischen Belangen geniessen. Auf dem zweiten Platz folgt die Universität St. Gallen, die besonders in der Politikumfrage punkten kann. Der dritte Platz geht an die Université de Fribourg, wobei dieser Rang einzig dem prominenten Eichenberger zu verdanken ist.

Blick über die Grenze

In die Top 15 der Schweiz haben es dieses Jahr auch drei Ökonomen geschafft, die in Deutschland forschen und lehren. Es ist dies neben Marcel Fratzscher vom DIW Berlin und Lars Feld vom Walter-Eucken-Institut in Freiburg auch wieder Hans-Werner Sinn. Der mittlerweile emeritierte Sinn verlor allerdings im Vorjahresvergleich vier Plätze. In Deutschland ist sein Einfluss weiterhin stark, dort schafft er es auch dieses Jahr wieder unter die Top 5.

Beim Blick über die Grenze zeigt sich, dass in den Nachbarländern weniger Wissenschafter von Universitäten und mehr Leiter von Forschungsinstituten die Debatten prägen. Eine Ausnahme davon ist unter anderem Fehr. Der Zürcher Professor steht nämlich nicht nur hierzulande ganz oben auf dem Podest, sondern führt dieses Jahr wie zuletzt 2016 in allen drei deutschsprachigen Ländern das Ranking an.

Sie können Wirtschaftsredaktor Jürg Müller auf Twitter, LinkedIn und Xing sowie Facebook folgen.