In den europäischen Gesellschaften erleben wir in den letzten Jahren zwei schein-bar widersprüchliche Entwicklungstendenzen: Auf der einen Seite hat sich ein Li-beralismus etabliert, der diese Gesellschaften unter einen erheblichen Liberalisie-rungsdruck gesetzt hat. Fragen der Lebensführung sind seitdem von einer zuneh-menden staatlichen Deregulierung und normativen Pluralisierung geprägt. Auf der anderen Seite nehmen die daraus unweigerlich entstehenden gesellschaftlichen Konflikte an Schärfe zu. Mittlerweile treten dem Liberalismus zumindest in bestimmten Politikfeldern anti-pluralistische und mitunter auch antidemokratische Haltun-gen und Reorientierungen an imaginären Gemeinschaften offen entgegen. Beson-ders deutlich wird dies gegenwärtig an den Debatten um Sexualpolitik und Migrati-on. Der Vortrag arbeitet heraus, wie sich dieser Prozess gesellschaftlicher Polarisie-rung vor dem Hintergrund sozialwissenschaftlicher Konflikttheorien verstehen lässt. Zwei klassische Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Inwiefern tragen diese Konflik-te selbst das Potenzial in sich, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stiften? Und inwiefern benötigen wir in einer postliberalen Konstellation dafür möglicherweise neue Institutionen der gewaltfreien Konfliktaustragung.
Quand? | 26.02.2019 17:15 |
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Où? | MIS 03 3100 C Avenue de l'Europe 20 1700 Fribourg |
Intervenants | Thorsten Bonacker, Philipps-Universität Marburg |
Contact | Soziologie, Sozialpolitik, Sozialarbeit Michael Nollert michael.nollert@unifr.ch |