«Nachhaltigkeit ist ein Thema geworden»

«Nachhaltigkeit ist ein Thema geworden»

2012 lancierte die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) das Programm «Sustainable Development at Swiss Universities». Damit unterstützte die SUK die Universitäten vier Jahre lang Lehre, Forschung und studentische Projekte zum Thema Nachhaltigkeit. Wir haben mit Professor Olivier Graefe gesprochen, der die Universität Freiburg im leitenden Gremium vertrat.

Herr Graefe, mit weniger als zehn Millionen Franken verteilt auf vier Jahre und zehn Universitäten war das Budget des Sustainable-Development-Projekts eher bescheiden. Konnte damit überhaupt etwas bewirkt werden?
Absolut. Es ging auch nicht um kostspielige Forschung. Ziel des Projekts war erstens, jene Leute zusammenzubringen, die sich bereits für Nachhaltigkeit einsetzen. Zweitens wollten wir zeigen, was in dem Bereich schon alles geleistet wird. Und drittens ging es uns darum, die Nachhaltigkeit überhaupt auf die Agenda der Universitäten zu setzen. Das ist uns gelungen.

An der Universität Freiburg beispielsweise hat die neue Universitätsleitung die Bemühungen im Nachhaltigkeitsbereich spürbar verstärkt.

Was wurde denn an der Universität Freiburg konkret gemacht?
Besonders engagiert war die Gruppe NEUF (Nachhaltige Entwicklung Universität Freiburg). Sie hat den Wettbewerb Bike2University kreiert. Dabei wurden Teams gebildet, die im spielerischen Wettbewerb auf ihrem Weg zur Arbeit Fahrradkilometer sammelten.

Ich denke nicht, dass deshalb wesentlich mehr Fahrrad gefahren wurde, aber darum ging es auch gar nicht. Es ging darum, aus vielen idealistischen Einzelkämpfern eine Gemeinschaft zu machen. Ausserdem wurde durch die Berichterstattung der Medien, aber auch mit Hilfe von Unicom, die Aufmerksamkeit auf die Leute gelenkt die, sich bereits jetzt im Alltag nachhaltig verhalten.

Ein anderes Projekt war der Aufbau der Website swiss-sdr.ch, an dem ich persönlich beteiligt war (sdr steht für ‘sustainable development researchers’). Auf dieser Plattform können sich Forschende und Interessierte im Bereich Nachhaltigkeit vernetzen, sich über laufende Projekt informieren und über aktuelle Fragen austauschen. Nachhaltigkeit ist ein sehr weites Feld: vom praktischen Abfallmanagement in Burundi bis zur Grundlagenforschung für die Verbesserung der Energieeffizienz an einer Schweizer Hochschule. Darum ist es nötig, die verschiedenen Akteure zu vernetzen, so wie das beispielsweise auch anlässlich von Workshops im SDU-Programm gemacht wurde.

Schön wäre es, wenn es in Zukunft noch besser gelänge, die ganze Breite der Mitarbeitenden und Studierenden der Universität für Nachhaltigkeitsprojekte zu aktivieren.

A propos Zukunft: Das Programm geht nun nach vier Jahren zu Ende. Projekte in Lehre und Forschung werden künftig nicht mehr unterstützt.
Ja, aber der Start ist gemacht. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Agenda der Universitäten verankert, und die Leute, die sich für Nachhaltigkeit engagieren, sind zu einer Bewegung geworden. Das wird nicht einfach so verschwinden. Ausserdem werden Projekte von Studierenden ja weiterhin unterstützt. Das zeigt sich auch bei uns an der Universität Freiburg: Die Gruppe NEUF hat das SDU-Programm sehr gut als Sprungbrett genutzt. Inzwischen ist NEUF eine etablierte Kraft an unserer Universität. Ich hoffe, dass sie auch weiterhin kreative Aktionen anzetteln, um auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen.

PS. Studierende, die sich für Nachhaltigkeit engagieren oder eigene Projekte starten möchten, können sich gerne an NEUF oder Professor Olivier Graefe wenden.

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Author

War schon Wünscheerfüller, Weinbauhelfer, Unidozent, Redaktionsleiter, Veloweltreisender und kleinkünstlerischer Dada-Experte. Ist dank dem Science Slam an der Universität Freiburg gelandet.

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