«Zeitnot betrifft uns alle»
blurry people walking on the sidewalk at rush hour

«Zeitnot betrifft uns alle»

Wir sind schnell unterwegs und doch oft zu spät. Wie gehen wir mit der modernen Eile um? Woher kommt sie eigentlich? Und was bedeutet sie? Studierende haben eine Serie von Abendveranstaltungen organisiert. Gemeinsam mit Experten gehen sie der modernen Zeitnot auf den Grund. Die Studienwoche startet heute um 18 Uhr an der Miséricorde. Ein Gespräch mit Organisatorin Alana Rainone.

 

Frau Rainone, ihre Studienwoche beginnt schon heute, haben Sie überhaupt Zeit für ein Gespräch?
(lacht) Ja, ich nehme mir die Zeit. Aber es ist schon etwas seltsam: Da organisieren wir eine Studienwoche über Zeitnot und wie man ihr begegnen kann und was haben wir am Ende? Stress. Aber wir sind ja noch vor der Tagung. Danach sind wir alle gescheiter und kommen nie wieder in Zeitnot (lacht).

Wie sind Sie denn überhaupt auf das Thema «Zeitnot» gekommen?
Es ist einfach ein Thema das uns alle betrifft. Hinter der Studienwoche stehen Studierende der Soziologie, der Sozialen Arbeit und der Sozialpolitik. Und in allen unseren Themenfeldern ist die Beschleunigung präsent. Überall haben wir den Anspruch, in weniger Zeit mehr zu erledigen. Dieses Thema wollten wir vertieft anschauen und mit Experten diskutieren, die Interessantes dazu zu sagen haben.

Das Programm eröffnet am Montag Dr. Dietmar J. Wetzel , der über die Ideen Hartmut Rosas sprechen wird.
Rosa ist aktuell der bekannteste Philosoph, der sich mit der Beschleunigung befasst. Und die hat auch widersprüchliche Effekte. Auf der einen Seite versuchen wir, alles immer schneller zu machen, sind dauernd am multitasken und dann wiederum gehen wir ins Yoga und meditieren um wieder zur Ruhe zu kommen.

Besonders spannend klingen die Fragen vom Mittwoch: Wie reagieren Städte auf die Beschleunigung?
Die Hektik zeigt sich zum Beispiel am Bahnhof. Der Billettschalter ist dem Automaten gewichen und der wird nun wieder von der App verdrängt. Immer kleiner, immer schneller. Wie viele Leute passen auf eine Rolltreppe? Wie schnell kann sie fahren? Wie schnell können die Leute umsteigen? Und auf der anderen Seite versuchen unsere Städte Inseln zu schaffen, die von der Beschleunigung ausgenommen sind.

Ebenfalls auf dem Programm steht die Frage, welche Effekte die Beschleunigung auf die Soziale Arbeit hat.
Darauf bin ich ehrlich gesagt auch gespannt. Wir spüren, dass dieses Thema auch unsere Arbeit beeinflussen wird. Soziale Arbeit ist Arbeit mit Menschen – lässt sich das überhaupt optimieren? Wie gehen wir in Sozialen Berufen mit der Zeitnot um? Welche Strategien, welche Techniken gibt es?

Das ist auch das Thema Ihres Abschlussabends am Donnerstag.
Genau, da haben wir verschiedene Organisationen eingeladen, welche sich mit dem Thema Zeitnot befassen. Es wird eine Art «World Café» geben, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können direkt mit den Leuten von Organisationen wie Essbar, NEUF und Neustart Schweiz sprechen und sich informieren lassen, was sie der heutigen Zeitnot entgegensetzen.

Das klingt nach einer spannenden Woche. Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich besonders auf die Leute. Die Studienwoche ist offen für alle, die sich vom Thema angesprochen fühlen und wir werden nicht nur die Gelegenheit haben, vielfältige Vorträge zu hören, sondern werden auch ausführlich mit unseren Experten diskutieren können. Es wird einen Austausch unter den Teilnehmern und mit den Referenten geben. Und ich denke wir gehen am Ende alle gescheiter nach Hause, als wir gekommen sind. Und auch entspannter.

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War schon Wünscheerfüller, Weinbauhelfer, Unidozent, Redaktionsleiter, Veloweltreisender und kleinkünstlerischer Dada-Experte. Ist dank dem Science Slam an der Universität Freiburg gelandet.

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