Medien und demokratische Entscheidungsfindung – eine Schweizer Anleitung für die Welt

Medien und demokratische Entscheidungsfindung – eine Schweizer Anleitung für die Welt

«The Origin of Dialogue in the News Media» heisst das neuste Buch von Regula Hänggli vom Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung. Die Analyse umfangreicher Daten von drei Abstimmungskampagnen in der Schweiz ist auf Englisch verfasst und geht der Frage nach, wie der Kommunikationsfluss die Bürger_innen beeinflusst.

Auszug
Am Anfang steht die Behauptung, dass die Auseinandersetzung in den Nachrichtenmedien gut für die Demokratie ist, weil sie alternative Sichtweisen auf ein Thema wirft und damit dem Publikum erlaubt, am Entscheidungsfindungsprozess teilzuhaben.

Aber können wir zufrieden sein? In Anbetracht ungelöster Probleme wie Migration, Ungleichheit oder Klimawandel darf man zurecht die Frage stellen, wie Bürger_innen bzw. eine Gesellschaft als Ganzes kompetente Entscheidungen treffen können. Dabei ist es auch entscheidend, wie der Informationsfluss funktioniert.

Dieses Buch entwickelt eine Vorlage für einen solchen Prozess und identifiziert Schlüsselpersonen und -mechanismen. In Kampagnen, wo Bürger_innen am ehesten kompetente Meinungen entwickeln, konnte die Autorin aufzeigen, dass:

1.     politische Kommunikation von der Elite angetrieben ist;
2.     eine Verbreitung durch klassische Nachrichtenmedien die Qualität der Information verbessert;
3.     Argumente wichtig sind für die Meinungsbildung und den Unterschied ausmachen;
4.     aber selbst unter informationsreichen Umständen einige Bürger_innen eher den Einstellungen ihrer nahestehenden Partei vertrauen als überzeugenden Argumenten.

Zusammenfassung
Dieses Buch gibt einen vertieften Einblick wie es zu gut funktionierenden Meinungsbildungsprozessen kommt. Es geht ein auf die Wechselwirkung zwischen politischen Parteien, den Nachrichtenmedien und den Bürger_innen. Das Buch befasst sich mit der Frage, wie politische Akteure Argumente entwickeln und forcieren, wie die Medienschaffenden die Argumente auswählen und kommunizieren und wie der Kommunikationsfluss die Bürger_innen beeinflusst. Die Autorin nutzt Dialog als überzeugendes Konzept, um Kernprozesse der Demokratie zu verstehen und diese weiter zu verbessern. Basierend auf einer detaillierten Analyse umfangreicher empirischer Daten von drei Abstimmungskampagnen in der Schweiz ist das Buch über den spezifischen Kontext hinaus relevant, um den Informationsfluss zu verstehen.

Warum muss man dieses Buch gelesen haben?
Das Buch analysiert die Rolle und den Einfluss der politischen Akteure und der Medienschaffenden bei den politischen Entscheidungen der Bürger_innen. Es zeigt, was wir realistischerweise in einer Demokratie von Bürger_innen erwarten können und wie diese sinnvoll an politischen Entscheidungsprozessen teilnehmen können. Das Buch zeigt, wie es möglich ist, dass verschiedene Perspektiven ausgetauscht werden. Es fördert Dialog als überzeugendes Konzept für die Analyse der Qualität der öffentlichen Debatte. Es entwickelt zudem ein Prozessmodell für Framing, das für verschiedene Studienrichtungen nützlich ist.

Hänggli, Regula (2020): The Origin of Dialogue in the News Media. Macmillian: Palgrave.

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Author

Ist im Grüezi-Land einst aufgewachsen, doch das Schicksal zieht ihn jedoch immer wieder nach Freiburg: zuerst für die RS, dann fürs Studium, später fürs Wohnen und seit 2017 auch fürs Arbeiten. Als Leiter des Dienstes Unicom interessiert er sich für alles ein bisschen und ein bisschen für alles.

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