Profil

Wie hängen die dezentrale Energieproduktion, Macht und Gender zusammen? Wie könnte Urbanisierung nachhaltiger gestaltet werden? Welche Rolle spielt die Diaspora bei der Mobilisierung gegen das Regime in Eritrea?

Die Sozialanthropologie analysiert kulturelle und sozio-politische Praktiken auf der ganzen Welt, um diese in ihrer Vielfalt und Komplexität zu verstehen. Während sich die Disziplin in ihren Anfängen vor allem mit Gesellschaften und Kulturen ausserhalb der westlichen Industriestaaten befasste, untersucht die Sozialanthropologie heute die Verflechtungen zwischen lokalen, nationalstaatlichen, regionalen und globalen Entwicklungen, auch ‘zu Hause’.

Im Hinblick auf ihre Methodologie zeichnet sich die Sozialanthropologie durch ihre langen ethnographischen Feldforschungen, die den Erwerb der Lokalsprache beinhalten. In unserer Forschung verbinden wir Interviews – eine Forschungstechnik, die auf das Gesprochene fokussiert – mit der Beobachtung von Praktiken im Alltag. Dies ermöglicht uns ein vielschichtiges Wissen über die sozialen Welten unserer Forschungsteilnehmer:innen zu erarbeiten und fördert einen vielseitigen Wissensaustausch.

Die Sozialanthropologie befasst sich mit der ganzen Bandbreite menschlichen Handelns in seinen politischen, wirtschaftlichen, sozialen, materiellen, moralischen und anderen Dimensionen. Diese Phänomene werden in ihren Wechselwirkungen und Verschränkungen analysiert. In unserer Forschung bewegen wir uns durch mehrere analytischen Ebenen, weil Handlungen, Ideen und Emotionen einerseits individuell sind, andererseits aber auch immer in einem spezifischen gesellschaftspolitischen Kontext entstehen.

In ihrer Herangehensweise reflektiert die Sozialanthropologie auch die eigenen Analysekategorien kritisch: inwiefern sind diese angemessen für die Beschreibung anderer sozio-kultureller Welten? Wie müssen sie gegebenenfalls angepasst oder ersetzt werden, um die Vielfalt menschlichen Lebens überzeugend nachvollziehen zu können? Diese Reflexivität der eigenen Positionierung bezieht auch Fragen nach Ungleichheit mit ein, z.B. wer hat die Macht darüber zu entscheiden, welche Interpretationen der erforschten Praktiken oder Überzeugungen als angeblich 'richtig' gilt?

An der Universität Fribourg wird die Sozialanthropologie in ihrer ganzen Breite gelehrt. Studierende profitieren aufgrund des Lehrangebots auf Deutsch, Französisch und Englisch von der seltenen Verbindung deutscher, französischer, und angelsächsischer Forschungstraditionen. Die Lehre beinhaltet die anthropologischen Grundlagen, wiederspiegelt aber auch die aktuelle Forschung, die in der Einheit für Anthropologie betrieben wird.

Das Bachelorstudium in Sozialanthropologie und der interdisziplinäre Masterstudiengang «Kultur, Politik und Religion in der pluralistischen Gesellschaft» mit seiner sozialanthropologischen Vertiefungsoption «Politische und normative (Un)Ordnungen» bieten den Studierenden zugleich eine fundierte Grundausbildung und Raum für Spezialisierungen. Auf Doktorats- und Postdoc-Ebene können unter fachkundiger Forschungsbetreuung thematische Expertisen ausgebildet und weiter vertieft werden. Ein Studium der Sozialanthropologie an der Universität Fribourg eröffnet vielfältige Berufsperpektiven, in denen wichtige Beiträge zu aktuellen Fragen und Herausforderungen unserer globalisierten Welt geleistet werden.

Der erste Lehrstuhl für Ethnologie in der Schweiz – zur Geschichte