Kirche und ZivilgesellschaftPublikationsdatum 23.08.2019

Mit Außenminister Heiko Maas in Moskau


Auf Einladung des deutschen Außenministers Heiko Maas begleitete Frau Prof. Barbara Hallensleben die Delegation des Ministers am 21. und 22. bei einem Besuch in Moskau.

Einen Bericht veröffentlichte KNA-Ökumenische Informationen:

Berlin/Moskau Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat bei seinem jüngsten Besuch in Moskau am 21. und 22. August auch Vertreter der Zivilgesellschaft – im Sacharow-Zentrum – und der russischen orthodoxen Kirche getroffen. Im Novospasskij-Kloster wurde er von dessen Vorsteher, Bischof Dionissij (Porubaj) empfangen, begleitet vom Vorsitzenden des Departements für die Beziehungen der Kirche mit der Gesellschaft und den Medien des Moskauer Patriarchats, Viktor Legoyda, wie die Direktorin des Zentrums für das Studium der Ostkirchen in Fribourg/Schweiz, Barbara Hallensleben, berichtete. Die deutsche Theologin nahm als Beraterin der Delegation des Ministers an der Reise teil, nachdem sie im April vor Diplomaten in Berlin über die Bedeutung der orthodoxen Kirche für die deutsche Außenpolitik referiert hatte. Als zweite Theologin begleitete Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin, die sich auf die sozialethischen Aspekte der russischen orthodoxen Position spezialisiert hat, die deutsche Delegation.

Legoyda betonte, dass die Russische Orthodoxe Kirche nicht die Kirche der Russischen Föderation sei, sondern der historischen „Rus’“, die heute 16 Länder umfasst. Die kirchlichen Entwicklungen in der Ukraine seien daher für sie eine „innere Angelegenheit“. In erster Linie wolle die Kirche Menschen zu Gott führen, nicht politische Kämpfe ausfechten. Gerade diejenigen, die sich in der Gesellschaft engagierten – darunter führende Politiker –, seien durch die Kirche herangebildet worden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion habe die Kirche ein neues, produktives Verhältnis zum Staat aufgebaut. Die Beziehungen zum Staat sind nach Einschätzung Legoydas intensiv, aber häufig nicht öffentlich. Zur Zeit verliefen sie konstruktiv, wenn auch zäh.

Bei einem anschließenden Treffen mit Teilnehmern am deutsch-russischen Jugendforum erkundigte sich Maas auf dem Hintergrund seines Klosterbesuchs: Wachsen die die Kirchen wirklich, werden mehr Kirchen gebraucht, und kommen mehr Menschen? „Ja, natürlich“, antwortete eine Studentin aus Tatarstan, „die Kirchen waren ja zerstört, und der Glaube verboten. Aber meine Großmutter war trotzdem immer eine gläubige Frau. Jetzt identifizieren sich immer mehr Menschen wieder öffentlich mit dem Glauben. Auch Moscheen werden neu gebaut.“

Die Reise habe sich, so das Resümé Hallenslebens, gelohnt und Perspektiven eröffnet. Maas habe auch mit dem „zivilgesellschaftlichen“ Teil seiner Reise ein Zeichen an den russischen Staat gesetzt: Wir sind im Dialog nicht nur mit den Politikern, sondern mit allen Gruppen der Gesellschaft, nicht zuletzt mit denen, die sonst keine Stimme haben. „Ein Modell auch für den Weg der Russischen Orthodoxen Kirche in die Zukunft?“, fügte sie hinzu.