Seit Anfang August befindet sich ein Team von Geologen und Archäologen der Universität und des Archäologischen Dienstes Fribourg unter der Leitung von Prof. Vincent Serneels auf Forschungsmission im Nordosten Madagaskars. In enger Kollaboration mit Studenten und Wissenschaftlern mehrerer einheimischer Universitäten finden dort zurzeit Ausgrabungen und Erkundungen vor eindrücklicher Kulisse statt.

Ziel des seit 2017 von SNF und SLSA geförderten Projektes ist die Erforschung der Rasikajy-Zivilisation, die seit dem 9. Jahrhundert ihre Spuren im Norden der Insel hinterlassen hat. Ausgrabungen aus den 1940er Jahren belegen eine reiche Materialkultur mit Handelsbeziehungen zur Arabischen Halbinsel und Indien bis nach China. Ergebnisse dieser frühen Arbeiten bilden jedoch nur ein kleines Fenster zurück in diese Epoche. Die Herkunft, Ausdehnung und Kultur der Rasikajy bleibt bis heute grösstenteils unbekannt.

Besonders eindrückliche Beispiele der damaligen Aktivität bilden zahlreiche, teils grossflächige Steinbrüche, in denen das Rohmaterial für die Herstellung fein gearbeiteter Steintöpfe abgebaut wurde. Fragmente dieser Töpfe werden regelmässig in Ausgrabungen in Madagaskar, den Komoren und Kenia gefunden und werfen viele Fragen über ihre Herstellung, Verwendung und Verbreitung entlang mittelalterlicher Handelsrouten im Indischen Ozean auf.

Einer dieser Steinbrüche ist das Hauptziel der diesjährigen Ausgrabungen. Der Steinbruch von Bobalila befindet sich etwa 10 km von der Küste entfernt, fernab von befestigten Strassen, Elektrizität und fliessendem Wasser, dafür umgeben von exotischer Fauna, verschlafenen Dörfern und einer traumhaften Landschaft. Die diesjährigen Ausgrabungen in dieser spektakulären, bis dato quasi unbekannten Stätte konnten bereits wertvolle neue Erkenntnisse über das Alter, Produktionsausmass und Technik liefern und bilden einen wichtige Schritt für folgende Missionen und den Weg zur Aufarbeitung der reichen prä-kolonialen Geschichte dieses wunderbaren Landes.