Beschreibung |
Die neuere Lyriktheorie setzt sich vermehrt mit Kommunikationskanälen auseinander, die den in der Literatur dominant behandelten Kanal der Schrift ergänzen oder gar mit diesem konkurrieren. 'Multimodalität' lautet dabei das Stichwort, mit dem poetische Verfahren bzw. 'Modi' in den Blick geraten, die nicht durch die traditionelle literaturwissenschaftliche Terminologie abgedeckt werden. Zwar gehörten solche Modi wie Schriftbild, Ton oder Bild seit jeher zu den Ausdrucksmitteln der Lyrik, aber erst im Zuge der umfassenden Digitalisierung sind diese Formen im großen Umfang leichter zugänglich geworden und spielen inzwischen eine immer wichtigere Rolle für die Verbreitung von Literatur überhaupt. In diesem Seminar wollen wir uns dementsprechend mit der Frage beschäftigen, was passiert, wenn Lyrik nicht (nur) auf dem Blatt, sondern in Ton, mit Bild bzw. in besonderer visueller Gestaltung oder gar als filmisch bewegtes Bild erscheint, und wie man literaturwissenschaftlich mit nichtschriftlichen Modalitäten umgehen kann. Wir werden uns dabei mit neuerer Lyrik auseinandersetzen, die das Medium Buch auf unterschiedliche Weise herausfordert oder konkurrenziert, aber auch die historische Grundierung dieser Formen im Blick behalten. Die behandelten Gegenstände reichen dabei von historischen Tonaufnahmen (bspw. Celans “Todesfuge”) zu Songlyrics und Performances, aber auch vom barocken Bildgedicht über die Gebilde der Konkreten Poesie zu Poesiefilmen und der Rolle der Sozialen Medien. Gleichzeitig werden wir uns theoretisch anhand von ausgewählten Aufsätzen mit diesen multimodalen Formen auseinandersetzen. Für eine erfolgreiche Seminarteilnahme wird regelmäßige aktive Teilnahme vorausgesetzt. Alle Teilnehmenden werden jeweils mindestens ein in der ersten Sitzung ausgewähltes Werk einer näheren Analyse unterziehen (ggf. mehr) und die Resultate mit einem kurzen Impulsreferat und einem vorab eingereichten Thesenpapier zur Diskussion stellen. Außerdem werden sie jeweils das Thesenpapier einer anderen Person in einem Koreferat kritisieren. Die Diskussionen der theoretischen Beiträge werden jeweils von einer Gruppe von Studierenden vorbereitet. Gegenstand der Seminarevaluation sind die vorbereiteten Beiträge. |