Beschreibung |
Die Existenz einer vitalen und pluralen Zivilgesellschaft gilt als wichtige Voraussetzung einer erfolgreichen und nachhaltigen Demokratisierung und Integration moderner Gesellschaften. Dies wurde in den letzten Jahrzehnten angesichts vielfältiger Krisen (Finanzmarkt, Flüchtlingsströme, Umwelt, Pandemie) besonders deutlich. Zivilgesellschaftliche Akteure sind nicht nur dafür verantwortlich, so die Annahme, dass die sozialmoralischen Ressourcen und Verhaltensdispositionen für die dauerhafte Stabilisierung moderner Gesellschaften etwa in Form von Gemeinwohlorientierung, Solidarität oder Sozialkapital entstehen und gesichert werden, sondern sie bieten auf Grundlage eines ausgedehnten sog. Nonprofit Sektors auch den organisationalen Unterbau stabiler demokratischer Systeme. Die gesellschaftliche Funktion der Zivilgesellschaft besteht demzufolge darin, einen nachhaltigen Beitrag zur sozialen Ordnungsbildung und gesellschaftlichen Integration zu leisten, indem sie die destruktiven und desintegrierenden Wirkungen der sozialen Ordnungsmuster Markt, Staat und Gemeinschaft aufzeigt, Krisen moderiert und Fehlentwicklungen dauerhaft eindämmt. Das Seminar gliedert sich in drei inhaltliche Blöcke. In Block 1 gilt es, sich mit den begrifflichen und systematischen Grundlagen des sozialwissenschaftlichen Diskurses über Zivilgesellschaft auseinanderzusetzen. Ausgehend von der hierbei entwickelten These, dass die Zivilgesellschaft einen eigenständigen Beitrag zur Lösung des Problems sozialer Ordnung leisten kann widmet sich Block 2 der Frage, welche spezifischen Motive, Handlungslogiken und Koordinationsmechanismen hier bestimmend sind, und inwieweit diese ordnungsbildend wirken (können). Block 3 beschäftigt sich schließlich mit konkreten Akteuren und Prozessen der Zivilgesellschaft, deren empirischen Wirkungsweisen aber auch ihren Begrenzungen, wobei ein Schwerpunkt auf aktuellen Entwicklungen in der Schweiz gelegt werden soll, insofern könnte noch neuere Literatur ergänzt werden. In diesem Zusammenhang rücken spezifische Organisationen und Bewegungen und deren aktuelle Aktivitäten in den Mittelpunkt des Interesses. Ihre Strukturbedingungen und Funktionsweisen sollen mit Blick auf die in Block 1 und 2 diskutierten konzeptionellen und theoretischen Voraussetzungen der Zivilgesellschaft analysiert und systematisch reflektiert werden. |