• Herlth Jens

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Die Bücher Dostoevskijs haben auch 200 Jahre nach der Geburt des Schriftstellers nichts von ihrer Brisanz verloren. Wie kaum kein anderer Autor brachte er die moralischen, politischen und medialen Problemstellungen der Moderne auf den Punkt – und dies aus einer Gesellschaft heraus, die selbst noch stark feudalistisch geprägt war. Die Vorlesung bietet einen Überblick über das Gesamtwerk Dostoevskijs. Kommentiert und erläutert werden eine Auswahl seiner Erzählungen sowie die fünf grossen Romane. Dabei soll beleuchtet werden, wie Dostoevskij auf die aktuellen intellektuellen Debatten und sozialen Problemlagen seiner Zeit reagierte und wie er, angeregt durch die russische (Gogol’), die französische (Balzac) und die englische (Dickens) Literatur, eine eigene, erzählerisch innovative und soziologisch informierte Version des ‚Realismus‘ entwickelte. Zu diesem Konzept des Realismus gehört insbesondere der fliessende Übergang zwischen literarischem und journalistischem Schreiben: Ein Abschnitt der Vorlesung wird deshalb Dostoevskijs Tätigkeit als Journalist gewidmet sein – von der Arbeit als Redaktor der Zeitschrift Vremja (Die Zeit) in den frühen 1860er Jahren bis zu den letzten Nummern des Dnevnik pisatelja (Tagebuch eines Schriftstellers), dem zentralen publizistischen Projekt der letzten Lebensjahre des Autors.

Die Texte und Materialien werden unter moodle.unifr.ch zur Verfügung gestellt.

Gesamtübersicht über Werk und Leben Dostoevskijs:

biographischer Kontext; soziokultureller Kontext; Frühwerk: Einflüsse, Themen, erzählerische Verfahren; Dostoevskij und das intellektuelle Feld im St. Petersburg der 1840er Jahre; Verurteilung, Straflager und Rückkehr; Journalismus und Literatur in den 1860er Jahren

Die 'grossen Romane':

Struktur, Aufbau; Erzählverfahren; Thematik; romanpoetische Spezifik; Konzepte der Narratologie und der Romantheorie

Dostoevskij als Beobachter und Kritiker der russischen Gesellschaft

Evaluation: schriftliche Prüfung am 01.06.2021, 10h15-11h45 (3 ECTS)