Interview avec Lukas BucherPublikationsdatum 03.07.2020

Akademischer Direktor Lukas Bucher wird frühpensioniert


Lukas Bucher, Akademischer Direktor der Universität Freiburg, lässt sich diesen Sommer vor dem Hintergrund der Reform der kantonalen Pensionskasse frühpensionieren. Wir blicken im Interview gemeinsam zurück auf über zwei Jahrzehnte im Dienst der Universität.

Lukas Bucher, Sie haben 25 Jahre lang die Akademische Direktion der Universität Freiburg geleitet - eine lange Beziehung, die Sie mit unserer Alma Mater geführt haben. Mit welchen Gefühlen werden Sie in den neuen Lebensabschnitt starten?
Einerseits Wehmut, den fast täglichen Kontakt mit vielen Leuten zu verlieren, zu denen eine herzliche Beziehung entstanden ist. Ende ist aber auch Anfang: ich freue mich und sehe es als grosses Glück, bald Neues in Angriff nehmen zu können.

Auf welche Erfolge und Veränderungen sind Sie besonders stolz?
Der grösste Erfolg ist für mich, zusammen und dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Akademischen Direktion, über all die Jahre täglich die benötigten Leistungen erbracht zu haben. Die wirklich nützlichen Veränderungen ergaben sich immer aus diesem Bestreben.

Aus welchen Krisen haben Sie am meisten gelernt?
Eindeutig aus den Krisen, die eine gesellschaftliche Dimension hatten und somit erlaubten, die Gesellschaft, in der wir uns wie im sprichwörtlichen Wald befinden, besser zu verstehen. Aber zum Glück entstehen solche Einsichten nicht nur aus Krisen! 

Die Universität ist auf vielen Ebenen im Wandel. Welche Entwicklungen beobachten Sie im Zuge der Informatisierung?
In einem Betrieb scheint mir die Herausforderung der Digitalisierung, immer einem Bedarf zu entsprechen. Das scheint banal, bedingt aber, den Bedarf genau zu verstehen und ihn gründlich anzugehen, was in Wirklichkeit alles andere als banal ist.     

Mehr Einschreibungen bedeuten mehr Herausforderungen – aber nicht nur, oder? Wie erleben Sie die Zunahme der Studierenden?
Sie sprechen einen wesentlichen Wandel der Universitäten allgemein in den letzten rund 50 Jahren an, nämlich ihre Öffnung für breitere Kreise im Zuge der Entwicklung unserer Gesellschaften. Die daraus folgende Diversität hat neue Erkenntnisse, sogar neue Wissensgebiete eröffnet, für eine moderne Gesellschaft unentbehrliche Kräfte freigesetzt und zu neue Formen des Zusammenlebens geführt. Die Rolle der Universitäten in dieser Entwicklung scheint mir oft unterschätzt.

Die Leitung der zentralen Dienste gibt Einblick in die allgemeinen Bedürfnisse einer Universitätsgemeinschaft. Auf welche Themen wird sich die Universität in den nächsten Jahren besonders fokussieren müssen?
In ihrer langen Erfolgsgeschichte haben sich die Universitäten immer wieder die Frage gestellt, was Wissen ist. Que sais-je? Forschung und Unterricht ermitteln bzw. vermitteln den aktuellen Stand des Wissens und weisen zugleich darauf hin, dass Erkenntnisse in Zukunft anders ausfallen können. Diese Gratwanderung steht im Gegensatz zur entmutigenden Relativierung und zu sterilen Gewissheit. Aufklärung in dunklen Zeiten tut Not.

Welchen Tipp geben Sie – in einem Satz – Ihrer Nachfolge mit?
Sich nie an Tipps des Vorgängers zu halten.

Zum Schluss: Welche Anekdote(n) werden Sie zukünftig besonders gerne erzählen?
Komme ich schon ins Alter für Anekdoten?