Publikationsdatum 24.09.2008

Ein Bachelor in Medizin - eine Chance für Freiburg und seine Universität


Der Staatsrat hat beschlossen, dem Grossen Rat einen Dekretsentwurf über die Einführung eines dritten Studienjahres in Humanmedizin ab Beginn des Studienjahrs 2009/10 an der Universität Freiburg zu unterbreiten. An der Medienkonferenz von Mittwoch, 24. September 2008, informierten die beiden Staatsrätinnen Isabelle Chassot und Anne-Claude Demierre über das Vorhaben. Will Freiburg weiterhin an seiner Universität ein Medizinstudium anbieten, ist die Einführung dieses dritten Studienjahres unumgänglich. Mit diesem Bachelor in Medizin werden das freiburger spital und das Freiburger Netz für psychische Gesundheit an Attraktivität gewinnen, zudem ist dies ein weiterer Schritt hin zu einer Erneuerung der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.



Geplant ist, dass die Universität Freiburg ab Herbst 2009 ein drittes Studienjahr in Humanmedizin anbieten wird, das mit dem Bachelordiplom abgeschlossen werden kann. Änderungen in der medizinischen Ausbildung in der Schweiz, vor allem im Zusammenhang mit dem Bologna-Modell und mit dem Inkrafttreten des neuen Medizinalberufegesetzes des Bundes, machen die Einführung dieses 3. Studienjahres unumgänglich. Soll das Medizinstudium an der Universität Freiburg, das hier 1897 eingeführt und 1938 mit dem zweiten Propädeutikum ergänzt wurde, bestehen bleiben, muss den Studierenden ein Bachelorstudiengang als erster Teil der ärztlichen Ausbildung angeboten werden.

Auswahl eines Modells
Die Staatsrätinnen Isabelle Chassot, Direktorin für Erziehung, Kultur und Sport, und Anne-Claude Demierre, Direktorin für Gesundheit und Soziales, erläuterten die Einzelheiten des Projekts, zu dem im ersten Halbjahr 2007 eine Vorstudie erstellt worden war, bevor dann im Januar 2008 bei der Universität und beim freiburger spital (HFR) eine genauere Analyse in Auftrag gegeben wurde. Gestützt auf diese Abklärungen legte eine Lenkungsgruppe schliesslich im Juni dieses Jahres dem Staatsrat einen Bericht mit einem Entwurf für den Programminhalt des 3. Studienjahres sowie den geschätzten Ressourcen und Kosten vor.
Nach dem Bologna-Modell entspricht das Programm eines Studienjahres 60 ECTS-Kreditpunkten. Das aufgestellte Programm umfasst theoretische Kenntnisse (45 ECTS-Kreditpunkte), klinische Kompetenzen (11 ECTS-Kreditpunkte) und Kompetenzen in Labordiagnostik (4 ECTS-Kreditpunkte). Für den Unterricht in 9 Fachgebieten (Pathologie, Mikrobiologie, Immunologie, klinische Pharmakologie, Kardiologie, Endokrinologie/Diabetologie, Neurologie, Sozial- und Präventivmedizin, psychosoziale Medizin/Psychiatrie) sollen 9 Professorinnen und Professoren (7 VZÄ) angestellt werden. Diese werden neben ihrer Lehrtätigkeit auch Grundlagenforschung an Universität und/oder klinische Forschung am HFR betreiben. Das freiburger spital wird zudem für den Unterricht in den vom Departement für Medizin der Universität nicht abgedeckten Fachbereichen zuständig sein. Die am meisten in Anspruch genommenen Abteilungen des HFR werden personell durch die Anstellung von Oberärztinnen und Oberärzten verstärkt (5,5 VZÄ). Ein pädagogisches Team wird die Planung, Koordination und Bewertung des Unterrichts übernehmen.

Jährliche Kosten von 3,8 Millionen Franken
Für die Einführung dieses zusätzlichen Studienjahres braucht es Sachmittel, welche nebst den Kosten für die Anschaffung von Unterrichtsmaterial und den Installationskosten auch die Bereitstellung von Räumlichkeiten mit einer Nutzfläche von ungefähr 2000 m2 umfassen. In einer ersten Phase sind dafür provisorische Lösungen vorgesehen (Neuaufteilung der Räumlichkeiten, Auslagerung von Einheiten, Miete von Containern…), doch ist es unerlässlich, möglichst bald einen Neubau zu planen und zu realisieren. Sobald ein entsprechendes Projekt vorliegt, wird man beim Grossen Rat einen Investitionskredit beantragen.
Ist das Programm einmal voll in Betrieb, dürften sich die Kosten auf ungefähr 8,3 Millionen Franken belaufen. Rechnet man die geschätzten Einnahmen (3,8 Mio.) und Ersparnis (0,8 Mio.) mit ein, verbleiben Mehrkosten in Höhe von 3,7 Millionen Franken pro Jahr. Während der Einführungsphase wird jedoch ein sehr viel höherer Finanzbetrag benötigt, der in den Jahren 2009 bis 2013 auf 27,4 Millionen Franken veranschlagt wird; über diesen Betrag wird dann der Grosse Rat zu entscheiden haben.
Da die medizinischen Fakultäten ihre Studiengänge bis zum 1. September 2012 akkreditieren lassen sollten, muss das 3. Studienjahr in Medizin bereits auf den Beginn des Studienjahrs 2009/10 eingeführt werden. Die schrittweise Einführung dieses Studienjahrs soll mit einer Pilotgruppe von zwanzig Studierenden beginnen.

Die Uni und das HFR attraktiver machen
Dank der Einführung des 3. Studienjahres in Medizin werden die Universität Freiburg und das freiburger spital an Attraktivität gewinnen, was sich auch auf die Personalrekrutierung und auf das Pflegeangebot im Kanton positiv auswirken wird. Daneben wird dieses Projekt dem Kanton Freiburg auch direkte und indirekte wirtschaftliche Vorteile bringen. Darüber hinaus kann Freiburg damit einen Beitrag zur medizinischen Ausbildung leisten, zumal sich ein Mangel an Ärztinnen und Ärzten abzuzeichnen beginnt. Und schliesslich konsolidiert dieses 3. Studienjahr in Medizin die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät in einer wichtigen Wachstumsphase, die sie besonders der Gründung des Adolphe-Merkle-Instituts verdankt.


Freiburg, 24. September 2008

Auskünfte:
Frau Isabelle Chassot, Staatsrätin, Direktorin für Erziehung, Kultur und Sport,. Tel. 026 305 12 29 oder 079 445 41 55
Frau Anne-Claude Demierre, Staatsrätin, Direktorin für Gesundheit und Soziales, Tel. 026 305 29 02 oder 079 347 51 38