Dossier

Warum lachen Sie eigentlich?

Haben Sie schon einmal versucht, sich selbst zu kitzeln? Oder sich alleine einen Witz erzählt? Beides wird Sie kaum zum Lachen gebracht haben.

In unserem Alltag ist Lachen omnipräsent. Man lacht sich zu aus Freundlichkeit, man lacht, wenn man ausgekitzelt wird, einen guten Witz erzählt bekommt oder beim Spiel gewinnt. Lachen ist vor allem auch «sozial» – selten lacht man allein und interessanterweise ist es sogar unmöglich, sich selbst zu kitzeln.

Obwohl es jeder kennt – das Lachen – gibt es doch sehr spannende Fragen, mit denen sich die Forschung auseinandersetzt. Zum Beispiel: Woher kommt es denn, das Lachen? Ist Lachen spezifisch für den Menschen oder finden wir es auch bei Tieren? Was sind die zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen, die damit einhergehen?

Betrachten wir zuerst einmal das Spiel. Spielerisches Verhalten wird nicht nur beim Menschen, sondern auch bei anderen Primaten wie den Schimpansen und sogar bei Ratten beobachtet. Es wird üblicherweise von positiven Lautäusserungen begleitet, die dem Lachen beim Menschen entsprechen. Ursprüngliche Formen des Spiels äussern sich durch Herumtollen, einer Art Üben von Angriff und Verteidigung. Dieses Verhalten wird im englischen Sprachgebrauch bezeichnenderweise auch als rough and tumble play beschrieben. Der damit einhergehende Gesichtsausdruck wurde bei Menschen und gewissen Spezies von Affen als ein sogenanntes Playface bezeichnet, bei dem typischerweise der Mund weit geöffnet ist. Das Playface wird aber auch in Situationen gezeigt, in denen gekitzelt wird. Bereits 1872 postulierte Darwin, dass Kitzeln aus der Rough-and-tumble-play-Form des Spiels entsteht. Tatsächlich teilt das Kitzeln Eigenschaften mit denen dieses Spielverhaltens: so wird in beiden Situationen versucht, ungeschützte Körperstellen des anderen zu berühren, was oft von Lachen begleitet wird. Dabei sollen motorische Abwehrmechanismen gelernt werden. Die sensorische Verarbeitung im Gehirn beim Kitzeln ist mit derjenigen der Verarbeitung eines Schmerzreizes verwandt, was damit zu tun haben könnte, dass Kitzeln eine Art Bedrohung bedeutet, welche aber als ungefährlich eingestuft wird. Manche Forscher_innen vergleichen tatsächlich das stereotype Muster eines forcierten Atemstosses beim Lachen mit dem verstärkten Ausatmen nach dem Einstufen einer (gespielten) Angriffssituation als «nicht gefährlich». Neuere Forschung weist ebenfalls auf einen gemeinsamen Ursprung dieser beiden Phänomene hin. Bei Ratten, die gekitzelt werden, wird ein Areal im Grosshirn für die Repräsentation taktiler Reize aktiv, ähnlich wie bei spielerischen Interaktionen. In diesem primär somatosensorischen Cortex finden wir sogar dann Aktivität, wenn die direkte taktile Stimulation ausbleibt, zum Beispiel, wenn Ratten das Kitzeln bei ihren Artgenossen lediglich beobachten, wenn sie spielen aber dabei nicht berührt werden und sogar bei mit Kitzeln und Spiel einhergehenden positiven Lautäusserungen.

 

 

 

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Ploy, de Frank J. Thibault, 3M, USA, 1970

En 1962, la société américaine d’articles bureautiques 3M lançait une série innovante de jeux haut de gamme pour adultes, initiant une nouvelle mise en valeur du jeu pour adultes qui a fortement influencé un marché européen du jeu de société pratiquement inexistant après la Deuxième Guerre Mondiale. A part les jeux classiques tels que le go, le backgammon ou l’awélé (Oware), des jeux originaux d’auteurs comme Sid Sackson, F.A. Herschler, Frank J. Thibault et Alex Randolph ont marqué la renommée de 3M, dont les thèmes préférés étaient l’économie, la bourse et le marché immobilier. Jusqu’en 1976, différentes versions des jeux 3M ont été éditées: la série la plus connue est la «Bookshelf series» dont les jeux pouvaient être rangés à la verticale comme des livres dans une bibliothèque. Viennent ensuite s’y ajouter, entre autres, les «Sports games» et la série des petits jeux «Gamettes».

En 1970 fut édité Ploy de Frank J. Thibault, un jeu de stratégie dans l’espace. Le joueur sur la boîte rappelle, certainement pas par hasard, Spock de la série TV Star Trek. Longue vie et prospérité!

Reaktion auf Unerwartetes

Lachen kann aber auch unter ganz anderen Umständen beobachtet werden: Wir lachen nicht nur, weil wir gekitzelt werden oder wenn wir herumtollen, sondern auch, wenn wir eine lustige Situation erleben oder beim regelbasierten Spielen, wie etwa bei «Mensch ärgere dich nicht» oder dem Versteckspiel. Interessanterweise erleben Gesellschaftsspiele derzeit ein Comeback – nie wurden so viele Brett- und Kartenspiele entwickelt und gekauft wie heutzutage. Was sind aber die zu Grunde liegenden Gemeinsamkeiten des Lachens, welches durch unterschiedliche Reize ausgelöst wird? Lachen in diesen verschiedenen Kontexten hat oft damit zu tun, dass die Erwartung nicht mit der tatsächlich eintreffenden Situation übereinstimmt. Dieser Vorgang wird auch als Entdeckung und Auflösung einer Inkongruenz beschrieben. Neuronale Aktivität beim Kitzeln und Lachen wurde an der Universität Freiburg von Dr. Elise Wattendorf (Forschungsgruppe von Professor Celio, Departement für Medizin, Anatomie/Neurowissenschaften) in einem gemeinsamen Projekt mit den Universitäten Basel und Greifswald (Deutschland) mittels funktioneller Bildgebung (fMRI) am Menschen untersucht. Es wurde die spezifische Aktivierung verschiedener mit sensorischer und emotionaler Verarbeitung beteiligter Hirnregionen gezeigt. Interessant ist hier die Aktivität beim Lachen in einem seitlichen Bereich der Hirnrinde, der anterioren Insel. Diese Hirnregion bewertet und überprüft ständig das Körpergefühl – was durch einen spezifischen Reiz ausgelöst wird – und gleicht es Körperfunktionen an. Inkongruente Situationen werden diesbezüglich erkannt und aufgelöst. Es wird vermutet, dass diese Funktion in den Auslösemechanismus des Lachens integriert ist. Wie sieht es aber mit komplexeren Formen von Humor aus, wie zum Beispiel der Verarbeitung von Witzen? Humor wird oft als Kitzeln des Geistes bezeichnet. Spontan ausgelöstem humorvollem Lachen liegt – vergleichbar mit der Situation beim Kitzeln – die Entdeckung einer Inkongruenz zugrunde, die auf spielerische Art und Weise durch eine kognitive Leistung aufgelöst wird. Die komplexen Mechanismen dieser Auflösung wurden durch Professor Andrea Samson an der Universität Freiburg untersucht und differenziert beschrieben, auch bei Individuen, die Schwierigkeiten mit dem Erkennen und der Verarbeitung bestimmter Formen von Humor aufweisen. In ihren Studien konnte die Forscherin zeigen, dass ein ganzes Netzwerk daran beteiligt ist, Humor zu verarbeiten. Eine wichtige Rolle spielt dabei der mediale präfrontale Cortex im Frontallappen, der als Netzwerk des «sozialen Gehirns» gilt. Er tritt dann in Funktion, wenn man sich zum Erkennen einer humorvollen – inkongruenten – Situation in eine andere Person hineinversetzen muss. Dies ist zum Beispiel bei Witzen der Fall, bei denen sich die Pointe durch eine falsche Überzeugung einer anderen Person ergibt. In Übereinstimmung damit zeigen andere Forschungsergebnisse, dass der mediale präfrontale Cortex ebenfalls an der Entwicklung des sozialen Verhaltens sowie beim Spiel beteiligt ist. Kürzlich konnte eine Aktivität in dieser Region sogar bei Ratten nachgewiesen werden, die eine Art Versteckspiel ausübten. Auch bei dieser recht komplexen Form des Spiels äussern die Tiere positive Vokalisationen. Die fortwährende Einordnung der Situation spielt also nicht nur eine Rolle bei einem sensorisch ausgelösten Lachen wie dem rough and tumble play oder dem Kitzeln, sondern auch bei abstrakteren Auslösern wie komplexen Formen des Spiels oder während der Humorverarbeitung.

Lachen verbindet

Lachen tritt bereits bei Säuglingen ab 3 Monaten auf, obwohl bei ihnen die Hirnrinde noch nicht vollumfänglich ausgebildet ist. Deshalb ist zu erwarten, dass der Auslöser des Lachens auf die Beteiligung früh entwickelter Bereiche im Gehirn angewiesen ist. Der primär somatosensorische Cortex, die anteriore Insel und der mediale präfrontale Cortex haben eines gemeinsam: Informationen, die hier verarbeitet werden, werden auch direkt einer Region vermittelt, die im Innersten des Gehirns verborgen liegt, dem Hypothalamus. Schon in sehr frühen Arbeiten von Neurologen wurde dem Hypothalamus eine grundlegende Funktion im Auslösemechanismus des Lachens zugesprochen. Die in der Anatomie an der Uni Freiburg durchgeführten Arbeiten bestätigen, dass diese evolutionär alte Hirnregion in der Tat eine spezifische Funktion beim Lachen innehat und dies nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Ratten. Aufgrund seiner neuronalen Verbindungen ist der Hypothalamus vorzüglich dazu geeignet, emotionale und sensorische Reize und Erfahrungen zu integrieren und in Form einer angemessenen körperlichen Reaktion auszudrücken. Insofern gilt diese Hirnstruktur als Vermittler zwischen äusseren und inneren Vorgaben. Wenn jemand lacht, informiert er sein Umfeld über diese Anpassung. Eine Eigenschaft des Lachens ist deshalb, dass es die Gefühlsempfindung der Individuen einer Gruppe aufnimmt und aneinander angleicht – sei es beim Herumtollen, beim sich Witze erzählen aber auch während dem Spiel.

 

Unser Expertin Andrea Samson hat eine SNF-Förderungsprofessur am Heilpädagogischen Institut der Universität Freiburg und ist Assistenzprofessorin an der Fakultät für Psychologie an der FernUni Schweiz. Sie leitet zudem das chEERS Lab (swiss emotion experience, regulation and support). Ihre Forschung fokussiert vor allem auf Emotionen und deren Regulation bei Menschen mit und ohne Entwicklungsstörungen.

andrea.samson@unifr.ch

Unser Expertin Elise Wattendorf ist Oberassistentin am Department für Medizin, Anatomie, der Universität Freiburg. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die neuronale Repräsentation willkürlicher und unwillkürlicher Lautäusserungen im Menschen.

elise.wattendorf@unifr.ch