Partizipation und Wohlbefinden in der frühen Kindheit

Eine qualitative Studie mit Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren im Kanton Fribourg.

 

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Projektbeschreibung 

Partizipation gehört zu den Grundprinzipien der Kinderrechte in der UN-Kinderrechtskonvention (KRK), in der das Kind als eigenständiger Rechtsträger anerkannt ist. Partizipation gilt als eine wichtige Voraussetzung für optimale Entwicklung und erfolgreiche Lern- und Bildungsprozesse der Kinder sowie für ihr Wohlbefinden. Neben dem Recht des Kindes, Zugang zu angemessener Information zu haben und seine eigene, von ihm gebildete Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äussernist es auch ein soziales, politisches und gesellschaftliches Anliegen demokratisch verfasster Gesellschaften, Kinder und Jugendliche in öffentliche Angelegenheiten und Entscheidungsprozesse, die sie betreffen, aktiv einzubinden.

Während das ZeFF-Projekt «Partizipation in der frühesten Kindheit. Ein ethnographiebasiertes Praxisprojekt zur Akteurschaft von Kindern in schweizerischen Kindertageseinrichtungen (PINKS)» Erkenntnisse über die Bedingungen der Möglichkeiten der Partizipation in Kitas gewonnen hat, indem es rekonstruierte, wie Kinder im Alter von 0-4 Jahren im Kita-Alltag als Akteure in Erscheinung treten und wie sie den Alltag mitgestalten und mitbeeinflussen, besteht weiterhin ein Forschungsdesiderat in der Perspektive der Kinder selbst im Alter von 0-6 Jahren: Was ist für sie wichtig, was erleben und denken sie, wo fühlen sie sich beteiligt? 

Das Projekt leistet einen Beitrag zur Schliessung dieser Lücke: Es schliesst an ein breites Verständnis von Partizipation an und verknüpft es mit der zentralen Kategorie des subjektiven Wohlbefindens (well-being) von Kindern. Im Zentrum der Untersuchung stehen das Alltagsleben von Kindern im Alter von 0-6 Jahren, ihre Lebensqualität, Bedürfnisse und Teilhabemöglichkeiten an den Orten ihres Alltags. Ziel der explorativen Studie ist es demnach, das subjektive Wohlbefinden der jüngsten Kinder sowie ihre Sicht auf ihre Teilhabe- und Teilnahmemöglichkeiten in den Kitas, in der Schule (Eingangsstufe/1. Zyklus), aber auch zu Hause und in öffentlichen Räumen zu rekonstruieren. Die konkrete Ausrichtung des Projektes orientiert sich an der Strategie und dem Aktionsplan «I mache mit!» des Kantons Fribourg, welche aus drei Zielen bestehen: (1) Die Förderung einer umfassenden Bildung, (2) die Ermutigung zu Partizipation sowie (3) die Förderung von kinder- und jugendfreundlichen Lebensräumen. Zur Erreichung dieser Ziele sind Handlungsbereiche bereits ausgemacht worden. So soll es in der aktuellen Forschung darum gehen, die im Zusammenhang mit der frühen Kindheit stehenden Handlungsbereiche zu überprüfen und anhand qualitativer Daten und mit der Perspektive und Stimme der Kleinkinder zu bereichern und ggf. zu ergänzen. Somit lassen sich folgende übergeordneten Fragestellungen formulieren:

  1. Wie geht es Kindern in den ersten Jahren und was ist für sie wichtig? Welche Bedürfnisse und Einschränkungen bringen sie zum Ausdruck u.a. im Bereich der Erziehung, Bildung und Gestaltung ihrer Lebensräume? 
  2. Wie beteiligen sich Kinder an der Gestaltung ihres Alltags – inwiefern werden ihre Bedürfnisse (nicht) berücksichtigt? 
  3. Welches Verständnis von Partizipation haben Kinder und was ist ihnen in diesem Zusammenhang wichtig? Welche Unterschiede zeigen sich in den verschiedenen Kontexten (Familie, Kita, 1. Zyklus Schulsystem, öffentliche Räume)? 

Zur Erreichung dieses Ziels wird in der Untersuchung eine möglichst heterogene Stichprobe der zu interviewenden Kinder angestrebt, in welcher verschiedene Kriterien berücksichtigt werden, wie etwa Wohnort (städtisches und ländliches Umfeld), Sprachregion (französisch-, deutsch- und zweisprachige Orte) respektive Sprache des Kindes (französisch-, deutsch-, fremdsprachig) und verschiedene Betreuungsformen. Das Kriterium, ob das Kind bereits in das Schulsystem integriert ist (1. Zyklus, 4-5-Jährige), ob es eine externe Kinderbetreuung besucht und welcher Art oder ob es ausschliesslich im familiären Rahmen betreut wird, steht zudem im Zusammenhang mit dem Kriterium des Alters des Kindes. Mit dem Anspruch einer kontrastierenden Samplingstrategie werden Kinder und ihre Eltern sowohl direkt als auch vermittelt über Institutionen – beispielsweise Kindertagesstätten, Schulen, Familientreffpunkte, Bibliotheken, Spielplätze, über Kinderärzt*innen und Mütter- und Väterberater*innen – kontaktiert und für die Teilnahme angefragt. Es wird darauf geachtet, dass unterschiedliche Kinder in der Stichprobe vertreten sindAufgrund des kontrastierenden Verfahrens und der Verwendung eineintensiven, vertiefenden Analysemethode (Grounded Theory) werden für das Projekt zwölf Interviews durchgeführt und ausgewertet.

Um Erkenntnisse darüber zu generieren, was die Kinder beschäftigt und wie sie ihren Alltag und ihre Partizipationsmöglichkeiten erleben, wird eine offene Interviewmethode gewählt, welche den Kindern Raum bietet, sich auf ihre Weise und ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechend auszudrücken. 

Das Jugendamt, Fachstelle für Kinder- und Jugendförderung (FKJF) des Kantons Freiburg unterstützt das Projekt mit dem Ziel, Erkenntnisse zur Partizipation auch in der wichtigen Lebens- und Entwicklungsphase der frühen Kindheit zu gewinnen und die Perspektive der jüngsten Kinder exemplarisch zu erfassen.

 

Schlussbericht

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