Publikationsdatum 10.12.2019

Stellungnahme


Kurs Sexualethik

Infolge eines anonymen Artikels in der September-Ausgabe des Studentenmagazins Spectrum gab es zu Beginn des Herbstsemesters 2019 Proteste von Studierenden gegen den Kurs einer Lehrbeauftragten der Theologischen Fakultät über «Christliche Sexualethik», weil sie in einem ähnlichen Kurs im Herbstsemester 2017 homo-, bi- und transphobe Ansichten verbreitet habe. Eine Analyse der Gesamtheit der Umstände führte zum Schluss, dass eine geordnete und die Persönlichkeitsrechte aller Beteiligten gewährleistende Durchführung der Lehrveranstaltung in Frage gestellt gewesen wäre. Daher wurde diese vom Dekan der Theologischen Fakultät im Einvernehmen mit der Lehrbeauftragten suspendiert.

Die Fakultät nahm diese gravierenden Vorwürfe ernst und klärte die Faktenlage in enger Abstimmung mit dem Rektorat ab. Gespräche mit den Kursteilnehmenden 2017 und der betreffenden Dozentin ergaben bezüglich Homo-, Bi- und Transphobie-Vorwurf kein einheitliches Bild. Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass die Fakultät die Lehre in der betreffenden Thematik aus verschiedenen akademischen Gründen umstrukturieren wird; Prof. Thierry Collaud, der für die Lehre der christlichen Sexualethik in französischer Sprache zuständig ist, wird bereits ab dem Frühlingssemester 2020 einen Kurs mit dem Titel «Éthique sexuelle et familiale dans la tradition chrétienne» anbieten.

Das Rektorat und das Dekanat der Theologischen Fakultät möchten betonen, dass die Universität Freiburg ein Ort der intellektuellen und menschlichen Begegnung und der toleranten Diskussion verschiedener Positionen ist. Sie erwartet von Dozierenden und Studierenden, dass sie ihre Positionen (einschliesslich der kirchlichen Lehre) argumentativ begründen, und dass sie für den intellektuellen Austausch für konträre Positionen offen sind. Allgemein ist zudem daran zu erinnern, dass gemäss Statuten «Die Universität [...] in all ihren Tätigkeiten dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung verpflichtet» ist.

Das Rektorat unternimmt seinerseits weitere Schritte, um die Thematik der Diskriminierung gleich in welchem Kontext weiter zu vertiefen und die Universitätsgemeinschaft für die Thematik zu sensibilisieren. Nebst Gesprächen mit Vertreter_innen der Studierendenschaft fand im Rahmen der Strategieentwicklung 2030 auch ein Kolloquium zum Thema «Chancengleichheit und Nachwuchsförderung» statt. Ferner dient die Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann auch als Plattform des Austauschs und der Erarbeitung konkreter Vorschläge in Zusammenhang mit LGBT+-Anliegen. Zu erinnern ist weiter an die Existenz der Ombudsstelle sowie bereits unternommene Aktivitäten zur Enttabuisierung sexueller Orientierungen und Identitäten wie beispielsweise ein Wissenschaftscafé oder eine Ausgabe des Wissenschaftsmagazins universitas zum Thema LGBT+. Für die aktive und konstruktive Mitarbeit sei den Mitgliedern sämtlicher Körperschaften bereits jetzt gedankt, denn nur eine Entwicklung unter Einbezug aller garantiert, dass unsere Universität auch in Zukunft ein Ort für alle sein kann.

Mariano Delgado, Dekan                 Astrid Epiney, Rektorin